Anfrage: Ausbau erneuerbarer Energien im I-Park und im landwirtschaftlichen Bereich 


Sehr geehrter Herr Bürgermeister Kerkhoff,
sehr geehrte Damen und Herren,

im Rahmen der Weiterentwicklung des Industrieparks Bocholt wurde bereits das Ziel formuliert, den Ausbau erneuerbarer Energien – insbesondere durch die Nutzung von Photovoltaikanlagen auf Flachdächern – voranzutreiben. Dennoch ist festzustellen, dass dieser Ausbau weiterhin nicht in der gewünschten Geschwindigkeit erfolgt. Ein wesentlicher Grund dafür scheint z.B. zu sein, dass Unternehmen mit großen Dachflächen derzeit nicht die Möglichkeit haben, überschüssigen vor Ort erzeugten Solarstrom an die Stadtwerke abzuführen.

Auch in den Bereichen Windenergie, Wasserstoff und Nahwärme z.B. auf landwirtschaftlichen Flächen, sehen wir große Potentiale, bei denen wir uns in den aktuellen Entwicklungen mehr Transparenz und regelmäßige Informationen wünschen. 


Wir bitten daher um eine Stellungnahme zu folgenden Fragen: 


Photovoltaik im Industriepark Bocholt

  1. Welche finanziellen oder organisatorischen Hindernisse gibt es derzeit für Unternehmen, die in Photovoltaik investieren möchten, um lokal erzeugten Strom nutzbar zu machen, und welche Schritte unternimmt die Stadt, um diese abbauen?
  2. Welche konkreten Schritte sind geplant, um den Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Firmendächern zu beschleunigen und so die lokale Stromproduktion zu erhöhen?
  3. Wie ist der aktuelle Stand der Umsetzung des Gewerbeflächenvergabe-Konzeptes im Hinblick auf die Planung und den Bau von Mittelspannungstrafos, um mehr lokal erzeugten Solarstrom einspeisen und speichern zu können? 


Ausbau der Windenergie in Bocholt

  1. Wie ist der aktuelle Stand des Windkraftausbaus in Bocholt, insbesondere im Hinblick auf die Erhöhung der lokalen Erzeugungskapazitäten?
  2. Der Bau von Windkraftanlagen (WKA) ist künftig nur noch in bestimmten sogenannten Windenergiebereichen erlaubt. Diese Flächen werden von den Bezirksregierungen festgelegt – so sieht es das neue Windenergieflächenbedarfsgesetz (WindBG) vor. Am 31.03.2025 wurde dazu ein Beschluss gefasst, um den Regionalplan Münsterland zu ändern. In diesem Verfahren sollen unter anderem solche Windenergiebereiche ausgewiesen werden. Wurden im Gebiet der Stadt Bocholt bereits Windenergiebereiche ausgewiesen?
  3. Ist es trotz der zukünftig im Regionalplan festgelegten Windenergiebereiche möglich, auf bestehenden oder neuen Gewerbeflächen neue Windkraftanlagen zu installieren?
  4. Gibt es bereits konkrete Planungen für neue Windkraftanlagen in Bocholt, und falls ja, wo genau sollen diese entstehen? 


Grüner Wasserstoff in Bocholt

  1. Wie ist der aktuelle Stand der Planung und des Ausbaus im Bereich grüner Wasserstoff in Bocholt (Stichwort Modellregion bis 2030)?
  2. Gibt es kurzfristige Perspektiven, durch grünen Wasserstoff die Energiekosten für Unternehmen und Privatkunden in Bocholt zu senken? 


Nahwärme aus lokaler Landwirtschaft

  1. Inwiefern wird aktuell geprüft, weitere Nahwärme aus lokalen landwirtschaftlichen Betrieben (z. B. durch Biogasanlagen) in das städtische Wärmenetz einzubinden?
  2. Welche Potenziale bestehen in Bocholt und Umgebung für eine nachhaltige, regionale Wärmeerzeugung durch Landwirt*innen – insbesondere in Bezug auf die Versorgung von Gewerbebetrieben, Wohnquartieren und öffentlichen Einrichtungen? 


Anteil einer nachhaltigen Stromversorgung für Bocholt

  1. Welchen Anteil soll in Bocholt vor Ort nachhaltig erzeugter Strom bis 2035 und 2040 am Gesamtstromverbrauch der Stadt haben – auch im Hinblick auf die Erreichung der EU-Klimaziele, die eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um mindestens 55 % bis 2030 und Klimaneutralität bis spätestens 2050 vorsehen? 


Ausbau von Energiespeicherkapazität

  1. Plant die Stadt Bocholt den Ausbau dezentraler Speicherkapazität um erneuerbare Energien umfassend nutzbar zu machen und das Stromnetz zu stabilisieren?
  2. Gibt es seitens der Stadt Planungen zur Gründung einer Energiegenossenschaft ggfs. unter Beteiligung ansässiger Unternehmen und/oder Privatpersonen zur Speicherung von grünem Strom?
  3. Falls es bisher keine Planungen zur Gründung einer Energiegenossenschaft gibt, wie positioniert sich die Stadt Bocholt gegenüber einer möglichen privaten Initiative? 


Ein verstärkter Ausbau erneuerbarer Energien inkl. Speicherung – darunter Photovoltaik, Windkraft, grüner Wasserstoff und regionale Nahwärme – würden nicht nur zusätzliche Einnahmemöglichkeiten für Unternehmen schaffen, sondern könnten auch dazu beitragen, die Energiepreise für Gewerbebetriebe und Privatkunden in Bocholt nachhaltig zu stabilisieren oder zu senken.

Wir bitten um eine detaillierte Beantwortung unserer Fragen und freuen uns über weiterführende Informationen zu geplanten Maßnahmen und Zeitplänen.


Mit freundlichen Grüßen 

Jens Grotstabel
Birgit Unland
Stefan Iding
Leon van Drünen
Andreas Schiffmann
Ausschussmitglieder

Michael Jansen
Fraktionssprecher

Gisela Lehmkuhl
AS für Planung, Bau und Verkehr