Geschafft! In Deutschland sind seit dem 15.04.2023 alle Kernkraftwerke vom Netz. War es das mit Atom?

Arno Heipel

Nachdem die Regierungs-Koalition per Machtwort des Bundeskanzlers der Atomenergie noch einmal eine Verlängerung von 3,5 Monaten gegeben hat, werden ab heute die deutschen Atommeiler stillgelegt.

Das Datum ist ein Meilenstein im Kampf gegen die Atomenergie, für die GRÜNEN und alle Bürgerinitiativen, die mehr als 40 Jahre darauf hingearbeitet haben, dass die Meiler endlich abgeschaltet werden, ein Grund sich zu freuen, zurückzublicken, aber auch nachzudenken, wie es weitergeht.

In der Zeit des Wirtschaftswunders nach dem 2. Weltkrieg war die Atomenergie das Symbol des Fortschritts, eine unerschöpfliche Energiequelle – die damaligen Atomtests zeigten beeindruckend, welche Energie in der Kernspaltung steckt. Schiffe wurden von Kernreaktoren angetrieben Kriegsschiffe, aber auch Eisbrecher und konnten monatelang fahren ohne aufzutanken. Die Bestrahlung von Gemüse brachte im Labor Tomaten in zuvor unbekannter Größe hervor. Mit atomaren Sprengungen sollten große Flüsse umgeleitet und damit Wüsten bewässert werden können.
Parallel zur Friedensbewegung bildete sich in den 80er Jahren auch der Widerstand gegen AKWs heraus, beide Bewegung spielten bei der Gründung der Grünen eine tragende Rolle.
Die Bundesregierung versuchte damals mit allen Mitteln, ihre Atompolitik durchzusetzen, in Gorleben Wackersdorf und anderswo spielten sich bürgerkriegsähnliche Szenen ab.

Neben dem Widerstand gegen die Kernenergie brauchte es zweier atomarer Katastrophen – in Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 bis zum Beschluss, aus der Atomenergie auszusteigen

War es das mit der Atomenergie im Münsterland?
In der Urananreicherungsanlage Gronau wird weiterhin Uran aufgearbeitet – ohne zeitliche Befristung. Die Atomtransporte zur Anlage laufen weiter über unsere Schienen und Straßen. Die Brennelementefabrik in Lingen nicht weit von Gronau produziert weiterhin Brennelemente für die AKWs dieser Welt. In Ahaus gibt es auch weiterhin die große Halle, in dem Atommüll in Castor-Behältern eingelagert wird, bis das geplante Endlager für Atomabfälle in Betrieb genommen wird.
Die Betreiber des Forschungsreaktors München in Garching planen immer noch abgebrannte Brennelemente nach Ahaus zu bringen. Das Material ist hochangereichert 93%, theoretisch kann es für den Bau von Atombomben verwandt werden.

Was kommt nach dem Abschalten der Atommeiler auf uns zu?
Nach dem Abschalten der Kraftwerke stellt sich die Frage der Endlagerung, nicht nur für die abgebrannten Brennstäben sondern auch für den teilweise verstrahlten Bauschutt aus den rückgebauten Kernkraftwerken.
Was auf diese Gesellschaft möglicherweise zukommt wenn Endlagerstandorte in die engere Wahl genommen werden, mögen die Auseinandersetzungen um Stromtrassen und Windkraftanlagen, der Streit um die Coronamaßnahmen der Umgang mit Verschwörungstheorien in der letzten Zeit vor Augen führen.

Gleichzeitig wird 12 Jahre nach der letzten Atomkatastrophe der Atomausstieg wieder neu diskutiert
Das Atom-Aus gilt „als Sieg grüner Ideologie über Vernunft“. Die Gefahren der Kernenergienutzung werden komplett ausgeblendet. Andere Länder in unserer Nachbarschaft planen neue Kernkraftwerke vermeintlich als Beitrag zur Rettung des Klimas. Offenbar befürchten viele Menschen, dass die Klimakrise Auswirkungen auf den eigenen Lebensstil haben könnte, den man auf jeden Fall behalten will.

Es wird Aufgabe von der gesamten Politik- nicht nur der GRÜNEN – sein, mit den Ressourcen dieser Erde verantwortlich umzugehen. Wir haben nur diese eine Erde und wir sollten sie an unsere Kinder so weitergeben, dass auch sie die Welt, in die sie hineingeboren werden, immer noch lebenswert finden.

Gegenwärtig verbraucht die Menschheit 74 Prozent mehr als die Ökosysteme des Planeten regenerieren können – oder „1,74 Erden“.

Arno Heipel
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ortsverband Bocholt

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