Sehr geehrter Herr Bürgermeister Kerkhoff,
sehr geehrte Damen und Herren,
die folgenden Fragen bauen auf der Anfrage von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN vom 18. April 2025 im Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus zum Thema „Ausbau erneuerbarer Energien im I-Park und im landwirtschaftlichen Bereich“ auf.
Die dazugehörigen Antworten wurden von der Wirtschaftsförderung in Zusammenarbeit mit BEW, Stadtplanung, Umweltreferat und dem landwirtschaftlichen Stadtverband schriftlich im Protokoll dokumentiert.
Im Anschluss haben sich aus unserer Fraktion weitere Fragen ergeben, deren Antworten aufzeigen sollen, wie konkrete Chancen zur Umsetzung der Energiewende in Bocholt besser genutzt werden können – insbesondere im Hinblick auf Speicherlösungen, Wärmenetze, Bürgerbeteiligung und innovative Nutzungskonzepte.
Ziel ist es, die bisherige Entwicklung in diesem Bereich gemeinsam weiter voranzubringen.
1. Finanzierung und Netzanschlüsse
1.1. Mit welchen durchschnittlichen Kosten müssen Unternehmen bei Netzverstärkungen und Hausanschlusserweiterungen rechnen?
1.2. Welche Möglichkeiten bestehen, um diese Kosten durch städtische oder Landesförderung zu reduzieren oder zu bezuschussen?
1.3. Gibt es Überlegungen seitens der Stadt, Netzanschlusskosten anteilig zu übernehmen, um Anreize für erneuerbare Projekte zu schaffen?
2. Strategische Planung und Förderung
2.1. Gibt es Pläne, Netzverstärkungsmaßnahmen proaktiv (vorausschauend) im Sinne der Energiewende zu planen statt reaktiv bei Bedarf durch Unternehmen?
2.2. Welche Förderprogramme könnten zur Realisierung von Mittelspannungstrafos in unseren Gewerbegebieten (z. B. I-Park) genutzt werden?
3. Konkrete Klimaschutzmaßnahmen
3.1. Welche konkreten Maßnahmen folgen aus den beschlossenen Klimaschutzzielen in Bezug auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere im Wärmebereich?
3.2. Wann ist mit einem Maßnahmenplan zur Umsetzung der Ziele zu rechnen?
3.3. Welche Ressourcen (Personal, Budget) stehen dafür bereit?
4. Energiespeicherung
4.1. Wie kann der Ausbau dezentraler Speicher beschleunigt werden – trotz marktwirtschaftlicher Hemmnisse?
4.2. Welche konkreten Hürden (z. B. regulatorisch, wirtschaftlich) verhindern den Einsatz netzdienlicher Batteriespeicher durch BEW aktuell?
4.3. Ist ein Pilotprojekt mit Beteiligung der Bürger*innen oder Gewerbebetriebe denkbar?
5. Bürgerenergie & Genossenschaften
5.1. Warum konkret erfolgen derzeit keine aktiven Impulse zur Gründung von Bürgerenergiegenossenschaften durch die BEW?
5.2. Welche Schritte wären notwendig, damit BEW oder die Stadtverwaltung hier initiativ wird?
5.3. Inwiefern könnte die Stadt eine private Genossenschaft aktiv begleiten (z. B. durch Beratung, Flächenbereitstellung)?
6. Grüner Wasserstoff
6.1. Welche Mengen an Wasserstoff werden Bocholt ab 2031 voraussichtlich zur Verfügung stehen?
6.2. Für welche Sektoren (Industrie, Mobilität, Wärme) ist der Einsatz in Bocholt primär vorgesehen?
6.3. Wird geprüft, ob Wasserstoff künftig auch in begrenztem Umfang für Heizzwecke (insbesondere im Neubau) in Frage kommt?
7. Wärmewende & Nahwärme
7.1. Welche Maßnahmen plant die Stadt zur Dekarbonisierung des Wärmesektors – speziell für Wohngebäude, die ca. 63 % des Wärmebedarfs ausmachen?
7.2. Gibt es Potenzialanalysen für den Ausbau von kalten/warmen Nahwärmenetzen im I-Park oder Wohnquartieren?
7.3. Welche Optionen zur Abwärmenutzung werden aktuell geprüft oder umgesetzt?
8. Landwirtschaft & Energiekooperation
8.1. Gibt es eine systematische Erfassung potenzieller Wärmequellen aus der Landwirtschaft für neue Nahwärmenetze?
8.2. Wird ein vereinfachtes Modell zur Stromvermarktung zwischen landwirtschaftlichen PV-Anlagen und Nachbarbetrieben geprüft (z. B. mit Netzentgelt-Befreiung)?
8.3. Könnte ein Förderprogramm für ländliche Energiegemeinschaften sinnvoll sein?
8.4. Im I-Park gibt es Logistikunternehmen, die verstärkt auf E-LKWs setzen und trotz eigener Photovoltaikanlagen einen erheblichen Stromzukaufbedarf haben. Warum wird hier weiterhin auf eine Lieferung über den lokalen Stromversorger gesetzt, statt lokale Direktvermarktungslösungen zwischen Nachbarbetrieben zu ermöglichen?
Begründung: Wir bringen diese Anfrage in die Stadtverordnetenversammlung ein, da der Ausbau erneuerbarer Energien und die zukunftsfähige Gestaltung der Energieversorgung zentrale Aufgaben sind, die die gesamte Stadtgesellschaft betreffen.
Die Herausforderungen und Chancen in diesem Bereich erfordern Transparenz, Beteiligung und eine enge Abstimmung aller relevanten Akteure.
Wir wünschen uns, dass die BEW die Diskussion zu diesem Tagesordnungspunkt mit einer fachkundigen Person vor Ort begleitet, um mögliche Rückfragen direkt zu klären und den Austausch konstruktiv zu unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Annette Grümer-Weyers
Jens Grotstabel
Bärbel Trauthig
Stadtverordnete
Michael Jansen
Fraktionssprecher
